1
In Zeichen
Covid 19
Fünf Buchstaben. Zwei Zahlen.
2
In Zahlen
9|11
Covid 19
2020
3
In Buchstaben
Co.Vid. C.Ovid
4
In Worten
Corona Krise: Ines. Sein. Nie. Ein. Knie. Kein. Keins. Eins. Ei. Eis. Sir. Sina. Anis. Riesa. Isar.
Er. Sie. Es. Rock. Oris. Onko. Kosen. Rosen. Kran. Na. An. Crack.
Corona Virus: USA. SUV. Vor. RIAS. SA. Iran. Na. Ans. Uns. Anis. Isar.
5
In Sätzen
„Es wird schlimmer, bevor es besser wird.“ Donald Trump, US-Präsident, 22.7.2020
„Und es wird erst schlimmer werden, bevor es besser wird.“ Stefan Flasche, Mathematikprofessor, 18.3.2020
„Besser heißt noch lange nicht gut.“ Matthias Varga von Kibéd, Mathematiker , Philosophieprofessor
6
In Protokollen aus dem Lockdown Pflegeheim
Donnerstag, 9. April 2020
Herr G. passiert die Glastür ins Freie, um zu seiner Freundin fahren. Seine Freundin ist die Sonne. Er liebt es, vor dem Haus in seinem Rollstuhl zu stehen und die Wärme auf seiner Haut zu spüren. Wir unterhalten uns nicht über Gott und die Welt, sondern über Sonne, Weltall, Sterne. Herr G. sagt: Das Weltall dehnt sich aus. Das muss es auch, denn jeder Mensch, der verstirbt, erscheint als Stern am Himmel.
Wie sieht denn der Stern von Frau H. aus, frage ich ihn. Frau H., eine gute Freundin von ihm, ist kürzlich verstorben. Er ist rund, sagt Herr G., und sehr hell, fast weiß. Und wie sieht der Stern von R. aus, frage ich Frau von G. R. war eine Freundin von Frau von G., die vor einigen Monaten verstorben ist. Der ist geometrisch exakt, als Zacken Dreiecke und er sieht hellblau aus.
Frau von G. schlägt vor, mal die Lungen zu weiten und tief zu atmen. Wir holen tief Luft, saugen die Frühlingsluft an, weiten unseren Brustkorb, lassen die Luft in den Bauchraum fließen. Wir atmen geräuschvoll aus, ein jeder in einer anderen Tonlage. Herr G. sagt, er sei gegen das Virus immun. Ich frage warum. Weil das Virus Angst vor mir hat. Das ist gut, sagt Frau von G. Sie werde dafür sorgen, dass das Virus auch vor ihr Angst habe.
7
In GeSchichten
In Eisschichten
In Sedimentschichten
In Jahresringen
Pest. Spanische Grippe. Tschernobyl. Nine Eleven. Corona Pandemie. In einem Bohrkern, entnommen aus dem Eis eines Walliser Gletschers, haben Forscher in 70 Metern Tiefe Spuren der Pest aus den Jahr 1350 gefunden. Der Bleigehalt war deutlich reduziert gegenüber Vor- und Folgejahren. Künftige Geologen werden bei Bohrungen in der Sedimentschicht am Meeresboden und im ewigen Eis Überreste von Handschuhen und Mund-Nasen-Masken finden, davon gehen Wissenschaftler aus. In Jahresringen der Bäume ist für spätere Generationen – wenn es diese überhaupt noch gibt – zu sehen, dass während des Corona-Lockdowns in 2020 der CO-2-Ausstoß reduziert war.
Spuren von Menschen in Schichten. Wer soll die später finden. Ende. Aus. Ohne Amen.
Gesina Stärz, Schriftstellerin, 55