Norbert Herbert | Die Bäume sind unsere Freunde!

Vorwort

Gmund, Anfang August 2020

Es ist Sonntag und brütend heiß.

Sicher werden wir heute wieder überrollt von Touristen und Wochenendausflüglern aus München, die verständlicherweise Abkühlung im See suchen!! Bleibt uns nichts anderes übrig als alle Fenster Richtung Hauptstraße zuzumachen, bevor wir von den Abgasen erstickt werden!

Es ist schwer an die Zeit März bis April zurückzudenken, als ich meine beiden Fotoserien gemacht habe!! Es ist zwar erst einige Monate her, aber in der Zwischenzeit ist ja so viel passiert, so viele Maßnahmen und Gegenmaßnahmen, dass man gar nicht mehr nachkommt mit den Nachrichten!!

Ich erinnere mich nur, dass unser Sohn und seine Frau im Februar Skiurlaub in Tirol gemacht haben! Gottseidank nicht in Ischgl, das sich dann später als Hotspot herausgestellt hat! Als sie dann vom Urlaub zurückkamen durfte er nicht in die Arbeit und seine Frau musste im Homeoffice arbeiten.

Mit dem Lockdown sind meine Frau Hilge und ich eigentlich recht gut zurechtgekommen. Da wir beide in Rente sind, war die Umstellung nicht so besonders schlimm für uns!! Hilge ist dann grundsätzlich zu Hause geblieben und die Besorgungen für alles Lebensnotwendige habe ich übernommen!! Da uns ja als sogenannte Risikogruppe niemand besuchen durfte, haben wir meinen 70. Geburtstag Ende März mit einem Gläschen Rotwein zu zweit gefeiert. Die Feier mit der Familie wurde aber am Vatertag nachgeholt.

Nun sitze ich zu Hause in unserer schönen, kühlen Altbauwohnung und höre die wunderbare Musik von dem großartigen Oud(=persische Laute)-Spieler Rabih Abou- Khalil aus dem Libanon!! Während ich die Musik höre, muss ich an die armen Menschen in Beirut denken, die durch diese furchtbare Explosion von einer Sekunde zur anderen buchstäblich vor dem Nichts stehen!! Dagegen sind das, was wir hier in Deutschland haben, wahrlich „Luxusprobleme“!!

Oder man denke an die armen Flüchtlinge z.B. auf der Insel Lesbos. Da brauchen wir hier in Deutschland wirklich nicht jammern! Das sind meine gegenwärtigen Gedanken Anfang August 2020!

So und nun zurück zur Vergangenheit. Jetzt will ich endlich berichten wie es dazu kam, dass ich diese zwei Fotoserien gemacht habe !!

 

Erste Serie: „Vom Wachstum eines Blattes“!

Jeden Morgen nach dem Aufstehen gehe ich vom Schlafzimmer in den Korridor. Dort stehen am Fenster, die an der Südseite liegen, zwei Mitbewohner. Es sind pflanzliche Mitbewohner. Nicht nur Mitbewohner, sondern auch seit über 30 Jahren Freunde von uns. Zwei Bäume in zwei großen Töpfen. Eine Strahlenaralie und eine Birkenfeige. Ich schaue jeden Morgen nach, wie es ihnen geht. Bei meiner Fotoserie handelt es sich um die Strahlenaralie.

Man muss sich vorstellen, unsere Aralie hat einen dünnen, einen Meter langen Hauptstamm und fünf Äste! An jedem dieser fünf Äste wächst nur jeweils ein neues Blatt, immer abwechselnd an einen anderen Ast. Nie gleichzeitig an zwei verschiedenen Ästen, immer zeitversetzt ein neues Blatt an einem anderen Ast! Dies habe ich im März, zum Anfang des Lockdowns, als wir zwangsweise viel zu Hause sein mussten, beobachtet.

Nun habe ich vorher schon ab und zu ein wachsendes Blatt fotografiert . Da kam mir die Idee, ich könnte doch täglich so ein wachsendes Blatt fotografieren. Das habe ich dann auch gemacht, und zwar vom 15. März bis zum 3. April 2020! Ich habe diese Fotos dann auf Facebook gestellt zur Begutachtung für meinen kleinen Freundeskreis dort!

So entstand die Chronik „Vom Wachstum eines Blattes“!!

Und nun zu unseren Freunden, die im Freien wachsen dürfen:  „Die im Wald stehen“!

„Die Grünen Füße der Bäume“!

Dieses fotografische Projekt hatte ich schon lange vor Corona im Kopf.

Im April war immer noch Lockdown, aber meine Frau und ich sagten uns: „Wir müssen raus aus der Wohnung in die Natur.“ Da es uns schon immer im Wald am besten gefallen hat, haben wir uns gedacht, wir machen unsere Spaziergänge dort!! Wir mussten uns auch wegen der Ansteckungsgefahr überlegen, wo die wenigsten Menschen sind!! Zum Glück gibt es in der Nähe von Gmund genügend Waldstücke, die schön sind, aber nicht so bekannt!!

Da waren wir wieder unter unseren Freunden, den Bäumen!! Wir konnten die Stille genießen und vor allem die gesunde, heilsame Waldluft einatmen! Da sah ich sie wieder: „Die grünen Füße der Bäume“, das Moos an den Wurzeln der Bäume! Dieses wunderschöne Grün der Moose im Kontrast zu dem Braun oder Grau der Baumstämme!! Das musste ich einfach fotografisch festhalten!!

Und so entstand diese zweite Serie.

 

Nachwort

Ja, die Bäume sind unsere Freunde!!

Auch wenn es viele noch nicht glauben, aber es ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, dass Pflanzen, also auch Bäume, neben Menschen und Tieren, auch Lebewesen sind! Und sie sind intelligent und haben eine eigene Form der Kommunikation!! Sie kommunizieren untereinander mit anderen Pflanzen, ja sogar mit Tieren! Ich weiß nicht, ob Pflanzen Gefühle haben, aber sie zeigen Dankbarkeit. Wenn wir sie gut behandeln, dann wachsen und gedeihen sie und bekommen immer wieder neue Blätter. Das ist ihre Art der Dankbarkeit!! Das ist, was wir aus über 30 Jahren Erfahrung mit unseren zwei Mitbewohnern gelernt haben!!

Ja, die Bäume sind unsere Freunde!!

So das war’s! Ich wünsche allen viel Freude beim Betrachten meiner Fotoserien!!

 

Norbert Herbert